Buchkritik -- Arne Hoffmann -- Warum Hohmann geht und Friedman bleibt

Umschlagfoto  -- Arne Hoffmann  --  Warum Hohmann geht und Friedman bleibt Kritik an israelischer Politik oder organisierten jüdischen Interessenverbänden ist, besonders in Deutschland, ein riskantes Unternehmen, welches dem Artikulierer derselben schlimmstenfalls gesellschaftliche Ächtung und das Ende der Karriere einbringen kann. Wie funktionieren diese Mechanismen und wie werden sie eingesetzt?

Arne Hoffmann untersucht die spektakulärsten Antisemitismusdebatten der letzten Jahre in Deutschland und demaskiert die gesellschaftlichen und politischen Abläufe, die jedesmal zu einer Skandalisierung mit anschließender öffentlicher Medienhinrichtung der betreffenden Person führt.

In einer Demokratie ist die Meinungsfreiheit ein hohes Gut, welches durch Gesetze geschützt wird. Dies funktioniert jedoch ausschließlich bei politisch genormten Aussagen, die von der offiziell veröffentlichten Meinung nicht abweichen. Es gibt in der Bundesrepublik Deutschland leider einflussreiche Gruppen, die in Medienanstalten und politischen Parteien ihren Einfluß dahingehend benutzen, um gesellschaftlich zwar relevante Fragestellungen, die jedoch politisch unerwünscht sind, zu bekämpfen.

Dies geschieht perfiderweise unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit, die in den betreffenden Augenblicken jedoch vom politischen Mainstream vorgegeben wird und den politischen Gegner sofort mit der "Faschismuskeule" droht. Der Vorwurf des Antisemitismus allein genügt, um den kontrovers Diskutierenden von vorne herein in eine argumentative Ecke zu stellen, in der er kein Recht mehr bekommt seine Argumente vorzutragen. Jürgen Möllemann, Martin Hohmann und Martin Walser sind einige derjenigen, welche von dem "Totschlagsargument" Antisemit getroffen wurden.

Hoffmann zeichnet diese Auseinandersetzungen pointiert nach und zeigt wie die Pawlowschen Mechanismen funktionieren. Die Meinungsfreiheit wird außer Kraft gesetzt, denn jedwede Kritik an jüdischen Interessenvertretern wird als Antisemitismus bezeichnet. Der Konflikt zwischen Jürgen Möllemann und Michel Friedman ist geradezu beispielhaft dafür gewesen. Eine vernünftige Auseinandersetzung war nicht mehr möglich, weil sofort ein sich beliebig wiederholbares Muster an Reaktionen ablief, dass weit davon entfernt war, als Meinungsfreiheit bezeichnet werden zu können.

Den Medien stellt der Autor ein vernichtendes Zeugnis aus. Gerade ihre Pflicht ist es, Hintergründe zu recherchieren und die Vorgänge neutral zu schildern. Leider hatten die betreffenden Schlagzeilen immer schon Kommentarcharakter. Solcherart in die Ecke getrieben, ohne Möglichkeit sich zu verteidigen oder den jeweiligen Standpunkt zu erläutern, wird den, man kann ohne weiteres sagen, Opfern ein Schauprozess stalinistischer Manier gemacht.

Wieviel Angst müssen Politiker und Medienmacher vor den Bürgern eines Landes haben und welches Misstrauen legen sie ihnen gegenüber an den Tag? Wieviele Schweigespiralen verträgt eine Demokratie, ohne daran Schaden zu nehmen.? Die Zeiten, in denen einige wenige sich einbildeten zu wissen, was für die Masse am besten sei, glaubte man eigentlich überwunden zu haben. Dem scheint doch nicht so zu sein.




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