Buchkritik -- David Albahari -- Die Kuh ist ein einsames Tier

Umschlagfoto  -- "Das Erzählen ist[...}ein Hinters-Licht-Führen." Mit diesem Satz aus dem Buch Die Kuh ist ein einsames Tier beschreibt man am Besten die Geschichten von David Albahari. Extrem verkürzte Reflexionen, die Momente beschreiben, sie jedoch dem Leser als offen und ohne Ende darstellend, so dass sie vielmehr Ausgangspunkte sind, welche förmlich nach der Komplizenschaft des Lesenden rufen.

Alltägliche und normale Augenblicke werden im Fokus der Aufmerksamkeit gebündelt. Intimes und Trauriges, aber auch Skurriles und Komisches werden vom Autor angerissen, ohne jedoch ein Ende oder gar eine Lösung zu evozieren. Albahari versteht es, sein Publikum durch eine Minimalisierung des Textes auf die Bedeutung des Augenblicks für eine mögliche Festschreibung in der Zukunft zu sensibilisieren. Seine, jegliche Redundanz vermeidende Diktion, ist manchmal verstörend, so wie in "Die Folge" oder komisch, wie in "Drei, zwei, eins".

Immer jedoch ist der Leser dazu gezwungen, die von Albahari begonnenen Geschichten zu vollenden, bzw. fortzusetzen. In "Die ungeschriebene Erzählung" ist es ein vom Autor beschriebener und von Leser fast schon physisch wahrgenommener Moment der Stille, der theoretisch bereits alles Zukünftige beinhaltet. Die Kuh ist ein einsames Tier ist ein Buch, dessen Geschichten sich vordergründig zwar schnell lesen lassen, die ihre Reiz und ihre Wirkung jedoch erst bei mehrmaliger Lektüre entfalten.

So sind denn auch "Das Bild" und "Die Stimme" nicht ohne einen verstörenden inneren Nachklang zu lesen. David Albahari spielt virtuos mit dem Instrument Sprache. Seine knappen und präzisen Sätze - kongenial aus dem Serbischen übersetzt von Mirjana und Klaus Wittmann - führen in eine Welt, die, obwohl realistisch geschildert, trotzdem dem Ungefähr der Möglichkeiten verhaftet sind.

Dieses Buch besitzt Suchtcharakter.




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