Buchkritik -- Gerhard Schulze -- Krisen - Das Alarmdilemma

Umschlagfoto  -- Gerhard Schulze  --  Krisen Kein Begriff war in den letzten Jahren solch einer inflationären Benutzung unterworfen, wie der Terminus Krise. Globale und regionale Krisen, Krisen der Banken und der Finanzwirtschaft, Krisen auf individueller Ebene und Krisen der Staaten. Definiert man Krise als eine starke Abweichung von der Normalität, so wird deutlich, dass sich unser Zeitalter eher als Zustand der Unordnung definieren kann, als eines, manchmal durchaus langweiligen, ruhigen Flusses durch die Zeit. Bedeutete das Wort Krise im Alt-Griechischen ursprünglich Beurteilung oder Entscheidung, hat es aktuell eher eine Wandlung zur Zustandsbeschreibung der modernen Befindlichkeit durchlaufen.

Gerhard Schulze hat mit Krisen - Das Alarmdilemma ein Buch veröffentlicht, das sich mehr oder weniger abschließend dieses Themas angenommen hat. Krise, so der Autor ist die Abweichung von der Normalität. Bei dieser Gelegenheit spricht Schulze auch von den drei verschiedenen Typen, die die Akteure einer Krise sind, nämlich der Pionier, der Besorgte und der Hausmeister. Erstere will ohne Rücksicht auf Bedenken vorangehen. Der Besorgte dagegen will sich am liebsten gegen jede Veränderung stellen und der Letztere hätte am liebsten, wenn alles so bleiben würde, wie es ist. Warum der Autor in diesem Zusammenhang allerdings betont, dass das "Waldsterben" - wir erinnern uns: ein Alarmthema der 70er Jahre - sich im Nachhinein als falscher Alarm erwies, dem "Ozonloch" - wir erinnern uns: ein Alarmthema der letzten Jahre - jedoch große Aufmerksamkeit gewidmet werden muss, bleibt unverständlich. Bei beiden "Krisen" wurde mithilfe wissenschaftlicher Daten bewiesen, dass das Ende der Menschheit in greifbare Nähe gerückt sei. Allen wissenschaftlichen Beweisen Hohn sprechend erfreut sich der deutsche Wald einer besseren und robusteren Gesundheit als von "Experten" prophezeit.

Ist dem Aufruf des Autors zu einem reflektierten Umgang mit Ausnahmesituationen, einer sachlichen Diskussion und einer zweckdienlichen Lösung noch zuzustimmen, so hat die politische´, wirtschaftliche und gesellschaftliche Realität doch diverse Fallstricke zu bieten, die auch durch die Verlagerung des Problems, bzw. der Krisendiskussion auf eine Metaebene nicht gelöst werden können.

Krisen sind und darauf geht der Autor nur ganz am Rand ein, ein beliebtes Mittel jeglicher politischen oder wirtschaftlichen Interessengruppe, um entweder den Bürger oder den Staat unter Druck zu setzten und Vorteile zu erreichen. Der vom Autor angesprochene herrschaftsfreie Diskurs existiert eben nur im Himmel der Soziologen. Dass bei der Lösung einer Krisensituation immer"...die List der Vernunft am Werk" ist, wird noch nicht einmal der Autor glauben. Finanzielle und politische Intentionen sind allemal einflussreicher als jeder noch so herrschaftsfreie Diskurs. Wäre dies anders, so hätte der Irrsinn der politisch motivierten Geldvernichtung im Euroraum schon längst ein Ende gefunden. Auch die nachweislich gefälschten Untersuchungsergebnisse des IPCC zur angeblich vom Menschen verursachten Klimaerwärmung wären bei einem Diskurs in Habermas`scher Manier längst kein Gegenstand ernsthafter Diskussion mehr.

Geld und Politik bestimmen in der Regel darüber, was mithilfe der Medien zu einer Krise aufgebaut wird und sich im Bewusstsein der Bürger festsetzt. Je nach Intention wird die Lösung in der Regel aus mehr politischer Kontrolle oder erhöhter finanzieller Belastung des Bürgers bestehen. Der überstürzte Ausstieg aus dem ohnehin bereits beschlossenen Ende der Atomenergie nach der "Krise von Fukushima" zeigt einmal mehr, wie sehr sich die Vernunft bei politischem Bedarf verstecken muss.

Das eigentliche Alarmdilemma liegt in der Instrumentalisierung bestimmter Krisen durch Meinungskartelle und ihrer politischen und finanziellen Nutznießer. Von dieser Einsicht ist der Autor leider weit entfernt.




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