Buchkritik -- Jürgen G. Nagel -- Abenteuer Fernhandel

Umschlagfoto  -- Jürgen G. Nagel --  Abenteuer Fernhandel Eine der Wurzeln der Globalisierung war der Ostindien-Fernhandel. Jürgen G. Nagel untersucht in seinem Buch Abenteuer Fernhandel die historische Periode zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert, als in den Ländern Europas das Interesse am Handel mit dem Fernen Osten stetig wuchs. Im Gegensatz zur Kolonialpolitik Spaniens und Portugals, deren Höhepunkt bereits überschritten war und deren Ziel vorwiegend darin bestand Gold und Silber in den Besitz der Krone zu bringen, hatten die Ostindien-Kompanien in erster Linie wirtschaftliche Interessen.

Der Aufstieg der Ostindien-Kompanien, besonders die der Britischen Ostindien-Kompanie (British East India Company), der EIC und die der Niederländischen Ostindien-Kompanie (Vereenigde Oostindische Compagnie), der VOC, stehen im Fokus der Untersuchungen Nagels. Durch den Zusammenschluss bislang unabhängiger Ostindienfahrer zu schlagkräftigen und finanzstarken Unternehmungen gelang es Europa, sich ebenfalls im Fernhandel mit Asien zu etablieren. Zugleich war die Einrichtung von mehr oder weniger regelmäßig befahrenen Handelsrouten zu Wasser eine willkommene Alternative zum Landweg, der über die Seidenstraße verlief und dessen Funktionieren immer abhängig war von den wechselnden politischen Zuständen der Region.

Die europäischen Kompanien trafen in Indien und Ostasien auf einen bestehenden Markt, denn lange bevor sich Handelsschiffe überhaupt auf den Weg machten, gab es hier einen lebhaften Binnenhandel. So traten die Kompanien dann auch nicht primär als Kolonialmächte in dieser Region auf, sondern als Teilnehmer am Marktgeschehen. Das schließt nicht aus, und Jürgen Nagel betont es, das sich vereinzelt koloniale Formen ausbildeten. Die Geschäfte wurden fern von den Mutterhäusern in London und Amsterdam geführt und von den vor Ort residierenden Angestellten der Kompanien geleitet. Der den großen Entfernungen geschuldete Informationsverzug zwang die Residenten dazu, sich den örtlichen Gegebenheiten anzupassen oder, im Fall der Nichtbeachtung lokaler Regeln, den geschäftlichen Misserfolg zu akzeptieren.

Neben den beiden großen Kompanien, der EIC und der VOC, beschreibt der Autor in einen eigenen Kapitel das Wirken der sog. "kleinen Kompanien" von Frankreich, Schweden, Dänemark und Belgien, die sich jedoch niemals zu einer ernsthaften Konkurrenz der Etablierten entwickelten.

Wer sich an der wirtschaftswissenschaftlichen Diktion des Autors nicht stört, für den ist das Buch eine hervorragende Informationsquelle über ein Stück Wirtschaftsgeschichte zwischen Asien und Europa.




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